Nicht jedem Zuschauer war sofort klar, warum Oliver Naesen im Finale der ersten Etappe plötzlich attackierte. Zwei Ausreißer waren noch voraus und das Feld bereitete sich auf den Sprint vor, als Naesen rund 15 Kilometer vor dem Ziel attackierte. Dass er durchkommt war nahezu unmöglich und beim Bonussprint gab es nur eine magere Sekunde zu holen. Warum also investierte Naesen in dieser Situation so viel Energie? „Das hatten wir schon vor der Etappe so geplant“, erklärt Sportdirektor Julien Jurdie am Start der zweiten Etappe gegenüber CyclingMagazine. „Wenn sich die Situation ergeben sollte, dass wir eine Bonussekunde holen können, dann wollten wir das versuchen“, so Jurdie.
Der Hintergrund ist ganz einfach: Man wollte einen Fahrer weit vorn in der Gesamtwertung haben, damit man mit dem Begleitfahrzeug in der Fahrzeugkolonne hinter dem Feld weiter nach vorn kommt. Denn die Gesamtwertung ist ausschlaggebend für die Reihenfolge der Begleitfahrzeuge. „Es ist enorm wichtig für Romain, dass wir schnell helfen können, wenn es einen Defekt oder ein Problem gibt“, so Jurdie. Ohne echten Sprinter im Team hatte man im Etappenziel kein Chance, weit vorn zu landen und so in der Gesamtwertung einen vorderen Platz zu belegen – so blieb nur der Kampf um die Bonussekunde. Der Plan ging auf und statt an letzter Stelle fährt man am Sonntag nun an Position vier.
Auch das Team Bora-hansgrohe hatte kein Losglück, als die Reihenfolge für den Begleittross festgelegt wurde. Doch mit Weltmeister Peter Sagan im Team konnte man sich im Bonussprint zurückhalten. Statt Position 21 fährt Bora-hansgrohe nun an Position zwei in der Wagenkolonne.