„Eddy Boss“ bereit für die Klassiker

Das Auftaktzeitfahren war mit 10,2 Kilometern kurz und damit auch nach dem Geschmack von Edvald Boasson Hagen. Doch der fiese Schlussanstieg, mit durchaus steilen Passagen, ist für den 75-kg-Klassikerspezialisten doch schon eine Hausnummer. Aber Boasson Hagen holte sich dennoch den Sieg. Satte fünf Sekunden schneller als Ion Izagirre. Das ist nun nicht so, als hätte Nairo Quintana Paris-Roubaix gewonnen, aber dennoch ein sehr beeindruckendes Ergebnis.

Eddy Boss galt einst als Megatalent. In einer Zeit, als man beim Telekom-Nachfolgeteam Columbia nur die Ausnahmeerscheinungen der absoluten Megatalente unter Vertrag nahm, war Eddy die erste Wahl. Inzwischen ist Boasson Hagen 31 Jahre alt, hat mehr als 70 Rennen gewonnen. Mehrere Touretappen, aber noch keinen ganz großen Klassiker, wenn wir Gent-Wevelgem ausnehmen. Doch so wie sich Eddy schon Anfang Februar präsentiert, sollte man ihn bei den Pflaster-Klassikern auf dem Schirm haben. Wir lassen ihn jedenfalls nicht mehr aus den Augen.

 

Tony Martin mit gutem Einstand 

Vor der Saison ist Tony Martin von Katusha-Alpecin zum Team Jumbo-Visma gewechselt. Warum, das fragen sich einige Fans. Martin selbst sprach im Interview mit der Procycling davon, dass man gemerkt hat, dass man nicht zusammenpasste. Nun also fährt der inzwischen 33-Jährige für das niederländische Team von Primoz Roglic und soll dort vermutlich auch im Mannschaftszeitfahren der Tour de France eine wichtige Rolle spielen. Bis zum Sommer ist es noch weit, aber Tony scheint bereits in guter Form zu sein. Neues Material, erstes Rennen und dennoch Platz drei beim Auftaktzeitfahren. So kann es weitergehen, wird sich auch Martin denken.

 

Erleichterung bei Dylan Groenewegen – jetzt in den Flow?

Bei Martins neuem Teamkollegen Dylan Groenewegen lief es zunächst nicht so gut an. Auf der zweiten Etappe wurde er abgehängt, und seine sportliche Leitung ließ dann das gesamte Team nachführen. Tony und Co. knatterten dem Feld hinterher, was aussah wie eine TTT-Übung. Kurz vor dem Ziel waren sie wieder im Feld. Doch Groenewegen konnte im Sprint nix holen. So etwas kann psychologisch nachwirken, gerade am Anfang einer Saison. Aber zum Glück für Groenewegen zauberte er sich auf der Schlussetappe mit Willen, Kraft und Geschick noch an Alex Kristoff und Matteo Trentin vorbei zum Sieg. So holt sich der Niederländer doch noch den Etappensieg und jede Menge Selbstvertrauen. Wenn du so gewinnst, kann das auch nachwirken, nur eben positiv. Legt Groenewegen bald nach, kann der 25-jährige schnell in den Flow kommen. Für die Sprints 2019 haben wir schon einen heißen Kandidaten.

 

Adam Yates bockstark

Exzellente Kletterer mit Namen Yates gibt es bekanntlich zwei. Den Zuschauern und Kommentatoren hilft es sehr, wenn sich das Duo die Rennen aufteilt, dann muss man nicht anhand der Schuhe oder Rückennummer schauen, wer denn da gerade attackiert. In den vergangenen Monaten war es vor allem Simon der glänzte und sich den Vuelta-Sieg holte. Aber auch Adam fuhr starke Rennen. Bei der Tour 2018 klappte es nicht wie gewünscht, aber später war er bockstark. In diesem Jahr soll er erneut zur Tour, will aber schon im Frühjahr glänzen. Vor allem auch bei den Ardennen-Klassikern. So stark, wie Yates sich bei der Bergankunft in Alcala-Alcocebre präsentierte, als er easy Alejandro Valverde bezwang, darf man in den nächsten Monaten Großes von ihm erwarten. Tirreno-Adriatico, Katalonien, Baskenland und dann die Ardennen – Obacht! 

 

Silvan Dillier brummt schon wieder

Es macht großen Spaß Silvan Dillier beim Radfahren zuzuschauen. Nein, er ist kein Ästhet wie einst Miguel Indurain. Er ist ein Brecher, dem man bei jedem Tritt die Kraftanstrengung ansieht. Die armen Kurbeln, mag man denken, wenn man sieht, wie er stapft. Power pur, dazu den Mumm, einfach mal draufzulatschen. Klar, nach dem zweiten Platz von Paris-Roubaix wurde er gefeiert und verehrt, dass es fast kitschig wurde, aber es war verdient. Und nun, bei der Valencia-Rundfahrt im Februar knattert er schon wieder los. Am Ende ohne Erfolg, aber sichtbar mit reichlich Power. Wie übrigens die gesamte AG2R-Mannschaft. Und mal ehrlich, wer von euch hat beim Zuschauen des bolzenden Dillier nicht gedacht: Herrlich, bald ist Klassikersaison