Marc Hirschi

Der Schweizer Marc Hirschi wird das Team DSM verlassen. Das teilte die Mannschaft am Dienstag mit. „Das Team DSM hat sich mit seinem Fahrer Marc Hirschi auf eine vorzeitige Beendigung des bestehenden Arbeitsverhältnisses bis zum ursprünglichen Enddatum 31. Dezember 2021 geeinigt. Es wurde vereinbart, dass der Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst wird und dass keine weiteren Kommentare abgegeben werden“, heißt es in der Mitteilung der Mannschaft.

Aktuell gehört Hirschi zu den besten Puncheuren der Welt und ist einer der Top-Favoriten für die Ardennen-Klassiker. Ende des vergangenen Jahres, am Rande der Team-Präsentation, hieß es noch, Hirschi solle einer der DSM-Kapitäne für das Jahr 2021 sein. Nun verlässt er noch vor Saisonstart die niederländisch geprägte Mannschaft. „Das Team DSM wünscht Marc Hirschi alles Gute für die Fortsetzung seiner Karriere und bedankt sich für das, was Marc Hirschi für das Team geleistet hat“, heißt es in der Mitteilung.

Megatalent

Hirschi war 2018 zum Nachwuchsteam der Sunweb-Equipe gewechselt und war 2019 in die World-Tour-Mannschaft aufgestiegen. Bereits als Neo-Profi zeigte der U23-Weltmeister von 2018 sein Talent und fuhr stark.

In der Saison 2020 gelang dem 22-Jährigen dann endgültig der Durchbruch in die Weltspitze: Tour-Etappensieg und die Auszeichnung als kampfreichster Fahrer „Prix de la combativité“. Dazu der Sieg beim Fleche Wallonne, Bronze bei der WM und Rang zwei bei Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Typisch DSM?

Hirschi ist damit der nächste Fahrer, der beim Team von Ivan Spekenbrink den Durchbruch in die Weltspitze schafft, dann aber vorzeitig die Mannschaft verlässt. Über die Hintergründe ist (noch) nichts bekannt, auch nicht, ob möglicherweise sogar ein Team den Schweizer aus dem Vertrag herausgekauft hat.

Vor Hirschi gab es einige Fahrer, die das Team vorzeitig verließen. Marcel Kittel, Warren Barguil, Tom Dumoulin, Michael Matthews – im Radsport höchst selten, scheint ein Abschied vor Ende der Vertragslaufzeit bei DSM unterdessen fast normal.

Stets konnten die Abgänge vom Team kompensiert werden. Nach Kittel und Degenkolb kamen Dumoulin und Matthews, nun Søren Kragh Andersen, Jai Hindley und eben Marc Hirschi für die Erfolge. Ist das ein Muster? Gibt es tatsächlich eine Art Ablaufdatum für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Team und Stars?

Ein enges Korsett

Wir hatten uns bereits im Sommer mit dem Thema beschäftigt. In einem Artikel aus dem August 2020 hieß es: „Das Team von Iwan Spekenbrink arbeitet sehr wissenschaftlich, fokussiert und kompromisslos. An allen Schrauben wird gedreht, um mehr rauszuholen. Es ist keine Mannschaft, in der nach Bauchgefühl Entscheidungen getroffen werden und die Empathie des Personals die Leitlinie für die Sportler ist. Es ist ein mittlerweile mittelgroßes Unternehmen, mit Top-Service Course, Nachwuchsakademie „Keep Challenging Center“ und vielen Mitarbeitern. Mit allen Mitteln wird versucht, zu professionalisieren und über wissenschaftliche Strukturen für mehr Erfolg zu sorgen. Dass einige Fahrer nach einer Weile das streng strukturierte System als zu eng geschnürtes Korsett empfinden scheint nachvollziehbar.“

Mit Hirschi verlässt nun also der nächste Top-Fahrer die Mannschaft. Was genau hinter der Trennung steckt, wird sicher bald bekannt werden. Man darf gespannt sein, ob es DSM erneut gelingt, diese Lücke problemlos zu schließen. Es wäre die nächste beeindruckende Team-Leistung und der beste Beweis, dass der Weg der Teamleitung der richtige ist, ganz egal wie radikal man ihn beschreitet. Denn im Profi(rad)sport gilt: Erfolg gibt Recht.