Nachbesprechung Etappe 6 Giro 2021´

Teamsport, perfekt vorgeführt

Gestern musste das Team Bahrian-Victorious eine große Enttäuschung verdauen – Leader Mikel Landa stürzte und musste den Giro aufgeben. Heute setzte die Mannschaft alles auf die Karte Etappensieg & setzte den Plan perfekt um.

Zu Beginn war es extrem hektisch und immer wieder setzten sich Gruppen ab, und wurden wieder eingeholt. Dann nahm Matej Mohoric seinen kletterstarken Teamkollegen Gino Mäder ins Schlepptau und ballerte los. Durch diese Aktion formierte sich die Gruppe des Tages. Mohoric erfüllte seinen Job im Anschluss perfekt! In den Abfahrten gestaltete er das Tempo so, dass Mäder dran bleiben konnte, und in der Ebene fuhr er vorn im Wind, damit Mäder die Körner spart. Im Schlussanstieg wandelte Mäder mit einer starken Leistung dann die Vorarbeit des Deutschland-Tour-Siegers von 2018 in den Sieg um und krönte ein perfekt vorgetragenes Radrennen.

Dass Mohoric dann im Interview bescheiden den Sieger pries, spricht für ihn. Das Team, und ganz sicher auch Mäder, wissen die tolle Arbeit ganz sicher zu schätzen.


Ineos – Attacke, wenn möglich

Oft wurde das Team Ineos in der Vergangenheit für die defensive Fahrweise gescholten. Dass sie auch anders können, bewiesen sie in diesem Jahr schon mehrfach. Auch auf der 6. Etappe des Giro nutzten sie den Seitenwind auf dem Hochplateau kurz nach der ersten Bergwertung und nahmen das Feld auf die Windkante.

Da haben ganz sicher einige Fahrer richtig tief gehen müssen und ordentlich Körner gelassen. Im Schlussanstieg war es dann wieder das Ineos-Team, das erst mit Daniel Matinez und dann mit Bernal die Akzente setzte. Beeindruckend! Vermutlich werden sie erst in den Verteidigungsmodus wechseln, wenn Bernal das Rosa Trikot trägt. Das kann am Wochenende bereits passieren.


Sagan – extrem wichtig

In der Situation, als das Feld bergab auseinander riss und Ineos bei Seitenwind aufs Tempo drückte, waren einige der Top-Fahrer abgehängt. Auch Emanuel Buchmann war in der zweiten Gruppe. Doch Peter Sagan spannte sich vor die Gruppe, ballerte Vollgas in einer Gegensteigung, sodass Buchmann und auch Großschartner nach vorn springen konnten.

Eine brenzlige Situation, in der sich zeigt, wie hilfreich ein solcher Top-Fahrer auch für seine Teamkollegen sein kann.


Remco – wie früher

In jedem Interview betont Remco Evenepoel, dass er viele Monate weg war und nun von Tag zu Tag schaut. Das stimmt, seit seinem schlimmen Sturz bei Il Lombardia im August 2020 war der Belgier bei keinem Rennen im Einsatz. Trainiert hat er aber ganz sicher sehr fleißig – denn so wie Evenepoel sich auch auf der 6. Etappe wieder zeigte, ist er annähernd so stark wie vor seinem Unfall. Ob vielleicht sogar noch stärker, wird sich bald zeigen.


Schrecksekunde

Im Konvoi eines Radrennens geht es oft hektisch zu. Es passieren auch mal Unfälle und hin und wieder krachen die Teamautos ineinander. Die Fahrer der Autos sind extrem aufmerksam, in der Regel Ex-Profis und vor allem bezüglich der Sportler stets maximal darauf bedacht, Unfälle zu vermeiden. Was heute beim Giro passierte, kommt sehr, sehr selten vor.
Ein Schreck-Moment, der hätte böse ausgehen können, es zum Glück aber nicht ist.


GC – Bernal der Stärkste, Remco überrascht

Die Gesamtwertung des Giro d’Italia nimmt klare Formen an. Attila Valter hat das Rosa Trikot, nachdem er auf dem Weg nach Sestola in der Ausreißergruppe war und Zeit gutmachte. Dahinter haben sich aber die großen Favoriten eingefunden. Egan Bernal ist aktuell der absolute Top-Favorit auf den Gesamtsieg. Remco Evenepoel, wie eben beschrieben, fährt so stark, wie vor seinem Unfall und auch Daniel Martin beeindruckt. Diese drei Herren sind im Moment wohl die Favoriten auf das Podium.

Wie weit es für Giulio Ciccone reichen kann, muss man abwarten. Bislang ist der 26-Jährige nie auf GC gefahren. Alexandr Vlasov, Hugh Carthy und Simon Yates konnten bei Bernal und Evenepoel nicht mithalten. Ob sich das im Verlauf noch ändert, muss man abwarten. Marc Soler fuhr ebenfalls stark, er ist aber bei den ganz steilen Anstiegen in Woche drei wohl nicht ganz so stark einzuschätzen.
Auch Romain Bardet, Emanuel Buchmann und Vincenzo Nibali fehlt aktuell ein wenig, um bei den Top-Jungs mitzuhalten.

Bereits am Samstag und Sonntag stehen erneut Bergetappen auf dem Programm – dann können Carthy, Vlasov und Yates eventuell zurückschlagen.

Die Gesamtwertung der GC-Favoriten

1 Attila VallterGroupama-FDJ
2Remco EvenepoelDeceuninck – Quick Step+0:11
3 Egan BernalINEOS Grenadiers+0:16
4Aleksandr Vlasov Astana – Premier Tech+0:24
6Hugh CarthyEF Education – Nippo+0:38
9Dan MartinIsrael Start-Up Nation+0:47
10Simon YatesBikeExchange+0:49
11Davide FormoloUAE+0:55
13 Marc SolerMovistar+1:14
14 Romain BardetDSM+1:14
16 Emanuel BuchmannBora-hansgrohe+1:40
17 Vincenzo NibaliTrek – Segafredo+1:43
25Jai HindleyDSM+3:29
29 João AlmeidaDeceuninck-Quick Step+4:49
31 George BennettJumbo-Visma+8:55
Mikel Landa Bahrain-Victorious

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