5 Thesen für die Saison 2022 – Denis Trubetskoy

Wir sammeln die Thesen einiger Radsportexperten für die Saison ein – hier die von Journalist Denis Trubetskoy.

1 | Roglic gewinnt die Tour de France

Es war eine Standardfloskel im Bezug auf das Jahr 2021: Tadej Pogacar hätte die Tour auch dann locker gewonnen, wäre Primoz Roglic nicht schwer gestürzt. Doch ob das wirklich stimmt, ist zumindest zweifelhaft. Denn bei den ersten Etappen erweckten eigentlich zwei Slowenen den Eindruck, als wären sie bei der Tour gemeinsam das Maß aller Dinge. Der darauffolgende Sieg Roglics beim Olympia-Zeitfahren sowie sein erneuter Erfolg bei der spanischen Vuelta unterstrichen wieder, was für ein einmaliger Radsportler er doch ist. Die Co-Kapitänsrolle von Jonas Vingegaard im Team wird den allgemeinen Druck auf den 32-Jährigen etwas senken und Roglic wird sein wichtigstes Karriereziel endlich erreichen – obwohl der Sieg gegen Pogacar am Ende wohl nur knapp sein wird.

2 | Pascal Ackermann kommt wieder in die Spur

Der Wechsel des stärksten deutschen Sprinters zum Pogacar-Team UAE darf sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten Blick zumindest mit gewissen Zweifeln betrachtet werden. Nicht nur die fehlende Perspektive, endlich bei der Tour de France zu debütieren, die Ackermann auch selbst zugibt, aber auch die große Spinterkonkurrenz in seinem neuen Team werfen Fragen auf.

Für einen Sprinter ist das Mentale allerdings oft nicht weniger wichtig als das Physische – ein gründlicher Wechsel nach einem äußerst enttäuschenden Jahr dürfte dem Deutschen gut tun. Wenn Ackermann nun gut in die Saison startet und seine Zuversicht findet, kommen schnell auch die Siege. Dass der Deutsche weiterhin physisch dazu in der Lage ist, haben wir bereits bei seinen Leistungen nach der verpassten Tour im vergangenen Jahr gesehen.

3 | Aldag bringt Bora-hansgrohe langsam, aber sicher auf das neue Niveau

Es ist nicht davon auszugehen, dass das deutsche Team Bora-hansgrohe nach all den unterschiedlichen Verpflichtungen gerade im Bereich der Klassementfahrer direkt glänzt. In diesem Winter findet beim Rennstall auf sehr vielen Ebenen doch ein recht radikaler Umbruch statt. Es braucht selbstverständlich Zeit, bis sich alles perfekt einspielt. Doch die Personalie Rolf Aldag als neuer Sportdirektor ist die wohl optimale Wahl, um die Karten neu zu sortieren – die Früchte davon werden wir noch während Aldags erster Saison sehen. Denn obwohl die Mannschaft um Teamchef Ralph Denk immer gut strukturiert war, gab es dennoch gewisse Lücken im sportlichen Management. Diese sind nun endgültig geschlossen.

4 | Fabio Jakobsen wird zum Sprinter der Saison

Mit großartigen sieben Siegen, darunter drei bei der Vuelta, ist der Niederländer Fabio Jakobsen im letzten Jahr fulminant nach seinem schrecklichen Sturz bei der Polen-Rundfahrt in die Weltspitze zurückgekehrt. 2022 dürfte Quick-Steps Teamchef Patrick Lefevere trotz Mark Cavendishs Erfolge vor allem auf den Niederländer setzen, während der Brite voraussichtlich den diesmal durchaus sprinterfreundlichen Giro fahren wird. In seiner Bestform ist Jakobsen sowieso einer der besten Sprinter der Welt – und mit dem besten Sprintzug des Pelotons ging für ihn der Weg nun nur noch nach oben.

 

5 | Bahrain-Victorious wird die Supersaison nicht wiederholen

Wie schlägt sich Bahrain-Victorious nach einem unglaublichen Jahr alleine mit drei Tour-Etappensiegen, dem zweiten Platz in der Gesamtwertung des Giro sowie dem Sieg bei Paris-Roubaix? Dies dürfte zu einer der spannendsten Fragen der Saison 2022 werden, zumal die Spekulationen um die Ergebnisse des Rennstalls im letzten Jahr enorm waren. Wenn Bahrain-Victorious das herausragende Niveau von 2021 hält, wäre das einem Wunder gleich. Denn obwohl der Kader des Teams durchaus stark ist, er ist dennoch nicht stark genug, um solche Leistungen kontinuierlich zu liefern.

 

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