2. Biniam Girmay – ein beeindruckender Radsportler
Zum ersten Mal hat ein afrikanischer Radsportler einen großen flämischen Klassiker gewonnen. Das sorgte in Wevelgem für eine besondere Stimmung. „Das ist ein Segen für den Radsport“, sagte der belgische Kommentator. Girmays Sieg ist eine große Geschichte, vor allem in Belgien, mit vielen Facetten. So holte Girmay genau sechs Jahre nach dem tragischen Tod von Antoine Demoitié, der damals beim Rennen tragisch verunglückte, den Sieg für das belgische Team Intermarché – Wanty-Gobert, für das damals Demoitié startete. Girmay berichtete auf der Pressekonferenz von seiner Familie, dem Wunsch nach Hause zu fahren, zu seiner kleinen Tochter.
Bereits nach seiner Silbermedaille bei der WM in Leuven waren die Medien voll mit Geschichten über Girmay und den aufstrebenden Radsport in seiner Heimat. Girmay ist ein Typ, der durch sein Auftreten sympathisch wirkt. Er bedankt sich lieber bei den Fans, die seinen Namen am Kemmelberg gerufen haben, als große Reden über die Bedeutung dieses Sieges zu halten.
Abgesehen von den anderen Ebenen dieser Geschichte – Biniam Girmay ist ein unfassbar talentierter Radsportler! Er ist stark, endschnell und hat etwas, was man für Klassikersiege braucht – er bewegt sich hervorragend im Feld und hat ein gutes Gespür. Klar, durchsetzen muss man sich auch, aber gerade bei den Klassikern ist es unabdingbar, sich gut positionieren zu können und geschmeidig den Weg für eine gute Ausgangsposition an den Schlüsselstellen zu finden. Girmay kann das!
Zudem ist er einfach bärenstark. Für John Degenkolb war er vor Gent-Wevelgem einer der Top-Favorit. „Er ist unfassbar stark, hat mich bei E3 wirklich beeindruckt. Er ist extrem stark und auch endschnell, du wirst sehen, er gewinnt“, sagte Degenkolb am Tag vor Gent-Wevelgem auf die Frage, wer denn aus seiner Sicht der Top-Favorit für Gent-Wevelgem sei. Er sollte Recht behalten.
Rang fünf beim E3-Prijs, nun der Sieg bei Gent-Wevelgem – Girmay ist erst 21 Jahre alt! Bis 2024 hat man sich bei Intermarché – Wanty-Gobert seine Dienste gesichert – ein kluge Entscheidung! Nun muss Girmay den ganzen Rummel verkraften, und auch den Druck, den er nun als Idol vieler Menschen spüren wird. Es ist ihm zu wünschen, dass er den Spaß am Radsport lange behält, denn dann werden auch die Fans lange große Freude mit ihm haben.