2Auch ein Wunderkind stößt an Grenzen

Man darf es Tadej Pogacar durchaus zugute halten, dass er auch bei den Pflaster-Rennen antritt und Vollgas gibt. Als Toursieger könnte er sich locker auch die Tortur über das flämische Pflaster sparen. Doch das slowenische Wunderkind hat Spaß am Rennen fahren und sucht die Herausforderung. Doch während Pogacar bei Strade Bianche scheinbar mühelos bei seinem Debüt den Sieg einsackte, stieß er auf dem flämischen Kopfsteinpflaster an seine Grenzen. Bei Dwars Door Vlaanderen geriet er taktisch ins Hintertreffen, verpasste dann die Konterattacke und musste sich am Ende geschlagen geben. Eine seiner Erkenntnisse dieses Tages in Waregem war sicher, dass bei den flämischen Rennen andere Gesetze gelten, als in den Alpen oder Pyrenäen. Wenn Trettiere wie Küng, Campenaerts, Van der Poel und Politt kreiseln, ist es ohne langen Anstieg selbst für den besten Fahrer der Welt unmöglich, die Lücke zu schließen.

Bei der Flandern-Rundfahrt geriet Pogacar nicht ins Hintertreffen. Er fuhr ein sehr gutes Rennen, war neben Van der Poel der stärkste Fahrer. Doch er wurde Van der Poel eben nicht los, musste in den ungeliebten Sprint gegen den Niederländer. Pogacar versuchte den Poker, wollte früh nicht mehr in die Führung und hoffte so auf seine Chance gegen Van der Poel. Ganz anders, als es Asgreen im Jahr zuvor machte, der dann im Sprint Van der Poel tatsächlich besiegte. Am Sonntag schlossen die Verfolger durch das Geplänkel auf und Pogacar verzockte das Podium. Wie groß die Enttäuschung war, konnte man am Tempo ablesen, mit dem er wortlos durch die MixedZone zum Bus rauschte.

Tadej Pogacar ist ein Phänomen. Der beste Radfahrer der Welt, vielleicht auf Jahre. Er kann alles, selbst Pflasterrennen. Doch in diesem Frühjahr ist das Wunderkind an Grenzen gestoßen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er wieder zur Ronde kommen und um den Sieg fahren. Mit Mathieu van der Poel und Wout van Aert wird er vermutlich auf Gegner auf Augenhöhe treffen. Bei vielen anderen Rennen gibt es das nicht, Fahrer auf seinem Niveau. Das flämische Monument ist speziell – nur Wunderkind reicht da eben nicht. Selbst für Pogi.