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Emanuel Buchmann – Zukunftsfragen

Emanuel Buchmann

Dass die Giro-Vorbereitung von Emanuel Buchmann nicht optimal verlief, ist bekannt. Dennoch hat er eine solide Rundfahrt gezeigt und den Giro in den Top10 beendet. Nach zwei schwierigen Saisons mit Stürzen und Enttäuschungen war dies ein Erfolg. Die Liste der deutschen Radsportler, die sowohl Tour, als auch Giro in den Top10 beendeten, ist nicht gerade lang. Es war mental sicher keine leichte Zeit und es wird ihm wohl gut tun, diesen Giro beendet zu haben.

Doch Buchmann und sein Team werden sich für die Zukunft Fragen stellen müssen. Auch über die Rolle Buchmanns. Jai Hindley hat nachgewiesen, dass er Grand Tours gewinnen kann. Aleksandr Vlasov ist sicher nicht minder talentiert. Dazu stehen andere Fahrer in den Startlöchern, brauchen nur noch einen kleinen Sprung, um zur Riege der Leader zu gehören. Will man mit mehreren Kapitänen in eine Grand Tour gehen, so wie beim Giro 2022, braucht man das Personal dafür. Die Leader müssen dann in die Helferrolle wechseln, ist der Kollege stärker.

Im Falle von Buchmann muss die Frage gar nicht sein, ob er in Top-Form stärker ist, als die anderen GC-Kollegen. Es geht vielleicht eher um die eigenen Ziele und Herausforderungen. Buchmann wird Ende November 30 Jahre alt. Er ist ein starker Arbeiter im Training und sehr ehrgeizig. Sein großes Ziel war stets die Gesamtwertung, vor allem bei der Tour de France. Er ist vielleicht nicht der geborene Teamleader, der als Kapitän eine Mannschaft durch eine Grand Tour leitet, aber er ist einer der besten Kletterer der Welt. Er hat nicht die Explosivität oder Zeitfahrstärke eines Tadej Pogacar, er muss einen anderen Weg finden, die Konkurrenz abzuhängen.

Sich voll einer Grand Tour zu verschreiben, alles daran setzen, den Traum vom Podium zu erfüllen, lässt wenig Spielraum für andere Rennen, andere Ziele. Zudem ist die Konkurrenz im Team und vor allem außerhalb enorm, wird nicht schwächer. Eher im Gegenteil. Einen Pogacar zu besiegen, ist schwer genug, aber die Evenepoels, Vingegaards, Gaudus werden vermutlich auch noch stärker und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.

Vielleicht entwickelt Emanuel Buchmann andere Gedanken, als die Saison voll auf eine Grand Tour auszurichten. Italienische Herbstklassiker, Etappensiege, kürzere Etappenrennen, … es gäbe sicher einige spannende Ziele. Neben seinem Deutschen Meistertitel hat Emanuel Buchmann drei Rennen gewonnen. Zwei Rennen der Mallorca Challenge und eine Etappe bei der Baskenland-Rundfahrt.

Man darf gespannt sein, welchen Weg er beschreiten wird. Dieser Giro d’Italia hat gezeigt, dass er große Qualitäten hat, aber dass kleine Probleme in der Vorbereitung große Auswirkungen haben. Buchmann wird in diesem Jahr noch einige schöne Rennen bestreiten können. Erst im Herbst werden dann die Strecken der Grand Tours 2023 präsentiert – das ist noch lange hin.

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