Profil der 1. Etappe der Tour de France 2022 (©A.S.O.)

Die 109. Tour de France beginnt mit einem Einzelzeitfahren in Kopenhagen. Der Kurs ist nicht super kompliziert, auch wenn er einige Kurven hat. Er dürfte den Spezialisten im Kampf gegen die Uhr durchaus liegen. Bei 13,2 Kilometern Länge darf man durchaus mit größeren Abständen rechnen. Für die reinen Sprinter dürfte es wohl kaum möglich sein, den Rückstand so gering zu halten, dass man in den kommenden Tagen mit den Zeitbonifikationen Gelb übernehmen könnte. Aber im Peloton dieser Tour sind einige starke Fahrer, denen das Zeitfahren liegen dürfte und die durchaus einen Blick auf Gelb für die ersten Tage werfen dürfen. Beispielsweise Wout van Aert oder Mathieu van der Poel. „Ich will versuchen den Rückstand so klein wie möglich zu halten“, sagte Van der Poel vor dem Start. Er hat keine teaminternen Aufgaben in Sachen Gesamtklassement und kann vielleicht auch in den Kurven etwas mehr Risiko nehmen. Bei Wout van Aert, der für Primoz Roglic und Jonas Vingegaard im weiteren Verlauf der Tour wohl noch einer der wichtigsten Helfer werden wird, sieht das etwas anders aus.


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Der große Favorit auf den Auftaktsieg ist Zeitfahrweltmeister Filippo Ganna. Ihn gilt es auf dem schnellen Kurs durch Kopenhagens Innenstadt zu schlagen. Doch mit Van Aert, Stefan Küng, Stefan Bissegger, Primoz Roglic und Co hat er durchaus starke Konkurrenz.

Für alle Favoriten auf den Gesamtsieg ist es ein erster enorm wichtiger Tag. Klar, die Tour ist lang und es kommen noch viele schwere Etappen, bei denen es vielleicht um größere Zeitabstände geht, aber dieses Auftaktzeitfahren ist eine Standortbestimmung. Das Ergebnis gibt auch die Taktik für die nächsten Tage vor. Kassiert man einen Rückstand, ist es ein Dämpfer und man ist automatisch in den Defensive. Hat man sich ein kleines Polster verschafft, kann man die Konkurrenz unter Druck setzen. Es sind keine riesigen Abstände zwischen den Top-Favoriten zu erwarten, aber sie werden alle ans Limit gehen und es gibt wohl schon Hinweise, wer wirklich in guter Verfassung ist. Vor allem bei den kürzlich genesenen Fahrern.

Am Nachmittag soll es eventuell regnen, deshalb haben die Kapitäne eher einen frühen Startzeitpunkt gewählt.

Die Strecke

Es ist kein besonders kniffliger Parcours, auch wenn es durch die Innenstadt von Kopenhagen geht und man einige Kurven meistern muss. Die allermeisten lassen sich aber bei hohem Tempo fahren, solange es trocken ist. Dennoch ist es wichtig, schnell den Rhythmus zu finden und nicht zu langsam zu beginnen.

Nach rund acht Kilometern gibt es in einem Park einen leicht ansteigenden Abschnitt, allerdings sprechen die 37 Höhenmeter verteilt auf den 13 Kilometern langen Kurs eine deutliche Sprache – es ist ein flaches TT. Die letzten Kilometer geht es viel geradeaus und wer zuvor nicht überzogen hat, kann hier mit hohem Tempo in Richtung Ziel ballern. Aus dem Park heraus gibt es eine enge Passage, aber alle Fahrer werden es sich vorher genau anschauen und dies dürfte kein großes Problem werden.

Eine größere Rolle könnte durchaus das Wetter spielen, denn sollte es tatsächlich im Laufe des Zeitfahrens Schauer geben, wird die nasse Straße in den Kurven keinen Top-Speed mehr zulassen. Das kann sich durchaus auf das Ergebnis des Rennens auswirken.

Die Favoriten

Der Top-Favorit ist sicher Filippo Ganna. Der Doppelweltmeister im Zeitfahren ist im Kampf gegen die Uhr aktuell das Maß der Dinge. Doch auch er braucht einen guten Tag, um die starke Konkurrenz hinter sich zu lassen. Wout van Aert hatte vor der Tour mit Knieproblemen zu kämpfen, steht nun aber nach eigener Aussage schmerzfrei am Start. Ihn sollte man sicher auf dem Zettel haben.

Auch Stefan Bissiger dürfte dieser Parcours sehr liegen. Der junge Schweizer ist extrem aerodynamisch und verfügt über reichlich Power. Dass es mit 13,2 Kilometern nicht superlang ist, dürfte ihm zusätzlich entgegenkommen. Stefan Küng hingegen hätte es vielleicht lieber noch etwas länger haben wollen, doch der Schweizer zählt auch so zu den Kandidaten für eine Top-Platzierung. Er hatte nach der Tour de Suisse einen positiven Covid-Test und man muss abwarten, ob er in Top-Verfassung ist.

Im Kampf der Klassementfahrer darf man vor allem auf die Leistungen von Pogacar, Roglic und Vingegaard gespannt sein. Sie werden sicher nicht volles Risiko gehen, dürfen aber auch nicht zu zaghaft agieren. Pacing, Form, Mut und Material – Kleinigkeiten können den Unterschied machen, dennoch werden die Abstände wohl eher gering sein.

***** Filippo Ganna
**** Wout van Aert
*** Stefan Bissegger
** Stefan Küng, Primoz Roglic
* Mathieu van der Poel, Yves Lampaert, Mads Pedersen, Kasper Asgreen

Die Startzeiten


Profil der 16. Etappe der Tour de France 2022 (©A.S.O.)

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