Remco Evenepoel

Das Jahr 2023 war für das Team Soudal-QuickStep sportlich erfolgreich – doch die wechselnden Schlagzeilen um eine mögliche Fusion bestimmten immer wieder das Erscheinungsbild des Teams. Erst hieß es lange, Ineos Grenadiers würde mit dem belgischen Team verschmelzen – auch um Superstar Remco Evenepoel an Land zu ziehen. Dies scheiterte und dann tauchte im Spätsommer das Gerücht um die Fusion mit Jumbo-Visma auf. Am Ende wird es nun „normal“ weitergehen, für das alt eingesessene „Team QuickStep“ von Patrick Lefevere. Viele Fans, viele Fahrer, auch Medien und Beobachter sind erfreut über den Fortbestand der einstigen Top-Klassikerequipe und extrem erfolgreichen Mannschaft.

Schwache Klassiker

Schaut man sportlich auf die Saison 2023, fällt sofort die schwache Kopfsteinpflaster-Klassiker-Kampagne auf. Vom einstigen Pflaster-Überteam ist wenig übrig geblieben. Nokere Koerse gewann Tim Merlier – sonst gelang kein Sieg im Pflaster-Frühjahr. Darüber schrieben wir bereits nach Paris-Roubaix. Rang drei durch Yves Lampaert bei Classic Brugge-De Panne kann man noch aufführen, sonst gelang bei den wichtigen Rennen im Frühjahr kein Top-Resultat. Enttäuschend, für dieses Team.

Doch der Fokus der Mannschaft hat sich verschoben, die Etappenrennen rückten in den Vordergrund, die hügeligen Klassiker mit Fahrern wie Julian Alaphilippe und Remco Evenepoel ohnehin. Der großartige Sieg von Remco Evenepoel bei Lüttich-Bastogne-Lüttich rettete dem Team die Klassiker-Bilanz. Wie bereits im Vorjahr.

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Viele Siege

Auch wenn es in der langen Teamgeschichte schon Jahre mit mehr Siegen gab – diese Saison ist mit satten 55 Erfolgen durchaus erfolgreich. Die Über-Teams Jumbo-Visma und UAE, die sicher auch deutlich mehr Budget haben, konnten noch ein paar Erfolge mehr einfahren, doch das Ergebnis von Soudal-QuickStep ist mehr als respektabel. Merlier und Fabio Jakobsen sorgten für Sprintsiege, Remco Evenepoel gewann neben dem Monument in Lüttich auch die UAE-Tour und in San Sebastian, Ilan van Wilder und Andrea Bagioli holten Siege bei den italienischen Herbstklassikern und Kasper Asgreen den so wichtigen Tour-Etappensieg.

Klar, dass Remco Evenepoel beim Giro im Leadertrikot krank aufgeben musste, war bitter. Den Einbruch bei der Vuelta kompensierte er mit starken Auftritten und zwei (insgesamt 3) Etappensiegen und dem Bergtrikot. Evenepoel ist der große Star des Teams, steuerte fast ein Drittel der UCI-Punkte des Teams bei. Er wird auch in Zukunft das Gesicht der Mannschaft sein.

Umbruch

Wie lange es die Mannschaft von Patrick Lefevere in dieser Form noch geben wird, bleibt offen. Die Rahmenbedingungen, die immer wieder die Fusionsgedanken befeuerten, sind unverändert. Lefevere wird irgendwann seine Rolle verändern, einen Schritt nach hinten machen – das Team in andere Hände geben. Was die Gedanken von Investor und Eigentümer Zdenek Bakala sind, bleibt nur zu vermuten. Doch es deutet wenig darauf hin, dass er nun doch bis auf ewig so weitermachen will.

Sportlich wird sich 2024 einiges ändern, auch wenn die Top-Fahrer an Bord bleiben. Denn mit Dries Devenyns, Florian Sénéchal, Fabio Jakobsen, Tim Declercq und Michael Morkov verlassen altgediente Fahrer das Team. Auch Jannik Steimle, Andrea Begioli, Mauro Schmid, Sprint-Talent Ethan Vernon und Stan Van Tricht wechseln.

Dafür kommt Kletterer Mikel Landa ins Team, der Remco Evenepoel in den Bergen zur Seite stehen soll. Aufgefüllt wird der Kader mit jungen Kräften aus dem Nachwuchsteam. Wie gut das funktionieren kann, über eine ganze Saison gesehen, bleibt abzuwarten.

Von der einstigen Klassiker-Equipe ist das „Team Remco“ geworden, das auf den jungen Belgier ausgerichtet ist und nun nach dem ganz großen Triumph bei der Tour de France greifen will. Man darf gespannt sein, wo die Zukunft dieser Mannschaft liegt.