Insgesamt 16 Siege hat das Team Movistar in der Saison 2023 eingefahren, davon nur drei auf WorldTour-Level. Erfolgreicher war man allerdings auch in den vergangenen zwei Jahren nicht. Nach dem „Katastrophen-Jahr“ 2020 ging es zuletzt bergauf, personell wurde das Team umgestaltet und auch verjüngt. Die Saison 2023 war das „Jahr eins nach Alejandro Valverde“ – nach dem Abgang des Altmeisters galt es einen neuen Pfad einzuschlagen.

Dies gelang durchaus an einigen Stellen, vor allem mit jungen Fahrern. Wie beispielsweise mit dem US-Amerikaner Matteo Jorgenson, der eine sehr gute erste Saisonhälfte zeigte. Sieg bei der Oma-Rundfahrt, Vierter beim E3-Prijs, Top10 bei der Flandern-Rundfahrt und Gesamtrang zwei bei der Tour de Suisse. Aus Teamsicht ist es bitter, den 24-Jährigen nun in Richtung Jumbo-Visma ziehen lassen zu müssen.

Der 25-jährige Einer Rubio zeigte ebenfalls eine ansprechende Saison. Das große Highlight war der Etappensieg beim Giro, wo er am Ende zudem Gesamtrang 11 einfuhr. Dazu gute Ergebnisse in Argentinien, in Asturien und bei der Route d’Occitanie. Rubio agierte offensiv, deutete sein Potenzial an. Sowohl physisch, als auch taktisch scheint es beim Kolumbianer noch Entwicklungspotenzial zu geben.

Ein weiteres positives Beispiel für die Entwicklung junger Sportler ist Oier Lazkano. Im Jahr 2022 war er von Caja Rural zu Movistar gekommen, zeigte direkt sehr gute Rennen und holte auch einen Etappensieg bei der Tour de Wallonnie. In dieser Saison lieferte er dann fast konstant gute Leistungen ab. Auch im Frühjahr, bei den Pflaster-Klassikern. Sein starker Auftritt bei Dwars door Vlaanderen (am Ende Zweiter hinter Christophe Laporte) imponierte vielen Fans und Experten.

Ein weiteres jungen Talent im Movistar-Team ist Iván Romeo. Der erst 20-jährige Spanier absolvierte noch keine komplette WorldTour-Saison, war stattdessen bei vielen Rennen der Nachwuchsklasse am Start. Doch er zeigte, welch Potenzial er besitzt – nicht nur mit Silber in der U23-EM.

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Gute Ergebnisse und gute Verpflichtungen

Neben den jungen Fahrern fuhren auch die etablierten Kräfte einige gute Ergebnisse ein. Alex Aranburu war bei den kanadischen Word-Tour-Rennen in den Top5, wurde siebter in San Sebastian und Dritter bei Gran Piemonte. Ein Sieg gelang ihm jedoch nicht. Ebenso Iván García Cortina, doch auch er lieferte gute Rennen und ordentliche Ergebnisse – auf der Straße und auch auf Schotter, bei seinen Gravel-Einsätzen. Sprinter Fernando Gaviria wurde mit geringen Bezügen ohne großes Risiko geholt – es wurde dem Kolumbianer bei Movistar eine Chance gegeben, sich wieder zu zeigen. Zwei Siege gelangen Gaviria, davon einer in der WorldTour bei der Tour de Romandie.

Ein anderer Neuzugang war Ruben Guerreiro, der einen super Saisonstart hinlegte, mit seinem Sieg bei der Saudi Tour. Anschließend fuhr Guerreiro solide, aber nicht überragend. Gregor Mühlberger fuhr eine sehr ordentliche Saison, gewann eine Etappe bei der Tour of the Alps, eine Etappe bei der Deutschland Tour und holte das Meistertrikot. Er verlängerte beim Team Movistar.

Nicht ganz nach Wunsch lief es für Klassementfahrer Enric Mas. Das Frühjahr war ordentlich, bei der Tour de France schied er direkt am ersten Tag aus. Bei der Vuelta holte er noch Rang sechs. Rang vier beim Giro dell’Emilia war ein versöhnliches Ende für seine etwas verkorkste Saison.

Transformation

Das Team Movistar hat sich verjüngt und verändert. Diese Transformation wird sich fortsetzen, auch wenn mit Nairo Quintana ein „alter Bekannter“ zurückkehrt. Mit Lluís Mas, Carlos Verona, Imanol Erviti, José Joaquín Rojas und Gorka Izagirre verlassen gleich mehrere Routiniers das Team. Geholt wurden mir Carlos Canal, Javier Romo, Jon Barrenetxea und Pelayo Sánchez vier junge Spanier. Dazu kommt das junge italienische Multitalent Manlio Moro ins Team. Als Sofortverstärkung kommen zudem Davide Formolo und Rémi Cavagna.

Für das spanische Traditionsteam soll es im Jahr 2024 weiter einen Schritt bergauf gehen. Der Kader ist ausgewogen und bietet auf nahezu jedem Terrain Chancen. Zu den Top-Mannschaften hat man dennoch einiges an Rückstand. Ob die Rückkehr von Nairo Quintana dem Team Aufwind geben wird, bleibt abzuwarten. Was das Punkteranking anbetrifft, gehört man zum großen Mittelfeld – der Abstand zu den Relegationsplätzen ist dennoch nicht all zu üppig. Ein Quintana in ansprechender Form kann dabei durchaus ein starker Punktelieferant sein. Wichtig ist für die Mannschaft, nach turbulenten Jahren wieder Konstanz reinzubekommen und neue Talente an die Spitze zu führen, während die bewährten Kräfte für Erfolge, und damit Ruhe sorgen. Da scheint man durchaus auf einem guten Weg zu sein – mal schauen, wie das Jahr 2024 wird.


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