Satte sieben Plätze ging es für das Team EF Education-EasyPost im WorldRanking nach oben. Nach der schwachen Saison 2022 endlich wieder zurück ins Mittelfeld des Profi-Pelotons. Die Zahl der Saisonsiege konnte man im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifachen – 26 stehen für 2023 zu Buche. Doch es sind nicht nur die reinen Zahlen, die den Schritt nach vorn belegen. Die Mannschaft agierte meist offensiv, konnte auf nahezu jedem Terrain mitmischen. Dabei lieferten einige Kapitäne eine eher durchwachsene Saison. Rigoberto Uran, Hugh Carthy, Alberto Bettiol – sie hatten in der Vergangenheit schon deutlich erfolgreiche Saisons. Auch Richard Carapaz blieb lange blass, stürzte früh bei der Tour de France aus dem Rennen. Am Ende des Jahres lief es dann aber ordentlich, für den Neuzugang.

Es waren vor allem Neilson Powless und Ben Healy, die überzeugten. Auch Marijn van den Berg und Magnus Cort steuerten wichtige Erfolge bei. Powless war im Frühjahr sehr stark. Er gewann La Marseillaise und den Etoile de Bessèges, zeigte dann auch bei den Klassikern starke Rennen. Rang fünf bei der Ronde, Siebter in Sanremo, dazu Podium bei Dwars door Vlaanderen – sehr gute Resultate für den US-Amerikaner, der die eher mäßige Klassiker-Kampagne von Ex-Rondesieger Bettiol kompensierte.

Der beste Mann des Teams in der ersten Saisonhälfte war Ben Healy. Der Ire machte einen großen Sprung nach vorn, gewann den GP Industria & Artigianato und eine Etappe bei Coppi e Bartali. Anschließen stand er beim Amstel Gold Race und dem Pfeil von Brabant auf dem Podium, wurde beim Monument in Lüttich Vierter! Dabei lieferte er meist beeindruckende Rennen ab, wie beispielsweise sein langes Solo beim Amstel. Der Etappensieg beim Giro d’Italia kam dann fast auf Ansage. Er legte eine Pause ein und konnte anschließend nicht wieder das Niveau aus dem Frühjahr erreichen – für einen Neo-Profi wenig verwunderlich.

Auch Simon Carr und Jefferson Cepeda zeigten ordentliche Rennen, ebenso Georg Steinhauser. Doch nicht alles lief perfekt, im US-Team. So startete Jonas Rutsch im Januar in Australien seine Saison, bestritt dann in Europa fast jeden Klassiker, sodass ihm am Ende beim eigentlichen Highlight Paris-Roubaix die Frische komplett fehlte.

Verjüngung

Zur neuen Saison wurde der 37-jährige Rui Costa verpflichtet. Dennoch wird es eine Verjüngung des Teams geben. Mit Archie Ryan, Darren Rafferty, Jack Rootkin-Gray, Lukas Nerurkar, Jardi Christiaan van der Lee und Markel Beloki (Sohn von Ex-Profi Joseba Beloki) kommen gleich sechs sehr junge Fahrer ins Team. Harry Sweeny kommt von Lotto-Dstny und Michael Valgren rückt nach positiver Entwicklung nach seinem schlimmen Sturz wieder in den Profi-Kader.

Das Team scheint die Übergangsphase von den „alten Helden“ wie Rigoberto Uran, Esteban Chaves oder Jens Keukeleire (der seine Karriere beendet) hin zur neuen Kapitäns-Generation um Powless und Healy schnell vollzogen zu haben. Ob es in der Saison 2024 wieder einen großen Schritt nach vorn gehen wird, bleibt abzuwarten. Wie weit oben man im Ranking landen kann, dürfte auch davon abhängen, ob man Fahrer wie Alberto Bettiol, Chaves oder Carthy zurück zu alter Form führen kann. Auch hinter der Entwicklung von Mark Padun steht ein Fragezeichen. Fahrer wie Rutsch besitzen ebenfalls großes Potenzial, das man im Team bislang zu wenig nutzt.

Potenzial für gute Ergebnisse ist vorhanden, werden die jungen Fahrer schnell integriert, können sie in der ferneren Zukunft sehr wertvoll sein. In der Saison 2024 werden aber die etablierten Fahrer für die großen Erfolge sorgen müssen. Healy und Powless wurden langfristig gebunden, auf ihnen ruhen sicher die Hoffnungen. Auch bei Richard Carapaz ist man nach dessen starken Saisonfinales sicher hoffnungsvoll für die kommende Saison.


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