Thesen für 2023 auf dem Prüfstand: Lag Fabian Wegmann mit seinen #Saisonthesen richtig?

Vor der Saison 2023 hatten wir von einigen Radsportexperten Thesen eingesammelt – diese werden nun überprüft! Deutschland-Tour-Streckenplaner Fabian Wegmann überprüft sie selbst.

1 | Arnaud de Lie wird der Sprinter des Jahres

Arnaud de Lies Stern ging 2022 so richtig auf. Er gewann in seiner ersten Profi Saison gleich neun Rennen!!! Der erst 20 Jahre alte Belgier schaffte es von null auf Platz 8 in der Weltrangliste zu klettern. So wird es weiter gehen – er wird in diesem Jahr die meisten Rennsiege aller Profis einfahren. Der „ganz große Sieg“ bei einem der wichtigsten Rennen im Kalender wird ihm 2023 vielleicht noch verwehrt bleiben, mit der Zeit wird er sich aber immer weiter entwickeln und zum Super-Sprinter heranwachsen.

Überprüfung

  • Sprinter des Jahres ist definitiv Jasper Philipsen geworden – mit seinen 19 Saisonsiegen und dem Gewinn des grünen Trikots bei der Tour de France. Nichts desto trotz ist De Lie eine hervorragende Saison gefahren. Mit 10 Saisonsiegen, drei davon waren 1.Pro-Rennen, und vor allem dem Sieg in Quebec hat er gezeigt wo die Reise mit ihm hingeht. Quebec ist mit Sicherheit eines der schwersten Eintagesrennen der Saison – wer dieses Rennen mit 21 Jahren gewinnt der wir bald auch einen Großen Klassiker gewinnen.

2 | Eschborn-Frankfurt wird aus einer kleinen Gruppe heraus gewonnen

Nach 10 Jahren wird Eschborn Frankfurt wieder aus einer kleineren Ausreißer Gruppe gewonnen! Die Strecke ist 2023 eine der schwersten die es je gab und das müssen die bergfesten Klassikerspezialisten für sich zu nutzen. Meine Prognose: Beim zweiten Mal den Feldberg hoch bildet sich eine größere Spitzengruppe, die nach der dritten Überfahrt des Mamolsheiners nochmals dezimiert wird und an der Frankfurter Oper im Sprint den Sieg unter sich ausmacht. In diesem Jahr gehen die Sprinter leer aus!

Überprüfung

  • Da lag ich doch ganz richtig mit meiner Einschätzung. Die Runde durch den Taunus, mit der zweimaligen Überführung des Feldberges, hat das Rennen wesentlich anspruchsvoller und auch spannender gemacht. Eine kleine Gruppe von zehn Mann, die am Ende einen knappen Vorsprung von 18 Sekunden vor dem stark dezimierten Hauptfeld retten konnte, machte den Sieg am Ende unter sich aus. Spannender kann ein Rennen für die Zuschauer nicht sein!

3 | Bora-hansgrohe wieder auf dem Podium einer Grand Tour

Nach dem Weggang von Peter Sagan hat sich das Team Bora-Hansgrohe umorientiert und sich mehr Richtung Gesamtwertung der Grand Tours gewidmet. Sie schafften mit Jay Hindley den Sieg beim Giro, landeten bei der Tour auf Platz 5 und bei der Vuelta auf Platz 10. das schafften nicht viele Teams. 2023 wird das Team wieder einen Fahrer bei einer Grand Tour aufs Podium bringen und warum dieses Jahr nicht bei der Tour?

Überprüfung

Es kann ja nicht jedes Jahr klappen. Sie sind enorm stark gefahren, aber ihnen fehlte ein wenig Glück in diesem Jahr. Ohne die Stürze wäre sicherlich mehr drin gewesen, aber auch das gehört zum Radsport.
Trotzdem haben sie es geschafft bei allen drei Rundfahrten einen Fahrer in die Top10 zu bringen, bei der Vuelta mit Vlasov und Uijtdebroeks sogar zwei Fahrer. Mit dem Einkauf vom Primoz Roglic haben sie im nächsten Jahr einen Fahrer der in den letzten fünf Jahren immer auf dem Podium einer Grand Tour Stand. Mit ihm sollte es dann auf sicherlich in 2024 wieder klappen.


4 | Wout gewinnt die Cross-WM, die Ronde, das Grüne Trikot und die WM

Wout van Aert wird uns 2023 wieder richtig Freude machen. Er wird erneut viele Rennen gewinnen, darunter die Cross-WM Anfang Februar. Er wird sich endlich seinen Traum erfüllen und die Flandern Rundfahrt gewinnen. Dann wird er zum zweiten Mal das Grüne Trikot bei der Tour gewinnen und sich in Glasgow auch noch das Trikot des Strassenweltmeisters überstreifen. 2023 – der Jahr des WvA!

Überprüfung

Leider hat er keines der drei Rennen gewonnen. Bei der Cross WM war er mit Platz zwei nah dran, aber van der Poel war einfach stärker an diesem Tag. Dritter in Roubaix, mit etwas Pech, Rang vier bei der Ronde – damit kann er nicht zufrieden sein. Er hat schon so viele Rennen gewonnen, aber mit Roubaix und der Flandern-Rundfahrt fehlen im noch zwei ganz wichtige in seiner Palmares.
Das grüne Trikot hat er 2023 gar nicht erst versucht zu gewinnen. Er hat sich von Anfang an in die Dienste seiner Mannschaft gestellt und ist dann kurz vor der Geburt seines zweiten Kindes ausgestiegen. Bei der Straßen-WM war er wieder einer der besten, aber Van der Poel war auch bei dieser WM besser – so blieb für Van Aert „nur“ Platz zwei. Im kommenden Jahr wird er im Frühjahr erneut versuchen, die fehlenden zwei Pflaster-Monumente zu gewinnen.


5 | Marco Brenner gewinnt sein erstes Profi-Rennen

Er ist 2022 schon eine sehr solide Saison gefahren. Bei der Vuelta und bei der Polen Rundfahrt jeweils Fünfter im Zeitfahren geworden. 2023 macht Marco Brennen noch einmal einen Schritt nach vorn und gewinnt sein erstes Profi Rennen. Diesem werden in den nächsten Jahren noch einige folgen.

Überprüfung

  • Leider konnte Marco Brenner nicht an die Saison 2022 anschließen, geschweige denn noch einen drauf setzen. Es funktioniert nicht mehr zwischen ihm und seinem Team – er wird DSM zum Ende der Saison verlassen. Woran es liegt, ist mir nicht bekannt. Aber es ist schon verwunderlich, dass sich solche Fälle bei DSM extrem häufen. Wo die Reise in 2024 hingeht ist noch nicht offiziell bekannt. Ich wünsche ihm aber, dass er sich schnell ins neue Team integrieren wird und er dann im nächsten Jahr seinen ersten Sieg einfahren kann.