Remco Evenepoel bei er Tour 2025 (Foto: © Cor Vos)

Die belgische Traditions-Equipe ging mit einigen Baustellen und begleitet von reichlich Nebengeräuschen in die Saison 2025. Noch im Herbst 2024 stand lange eine Fusion mit einem anderen Team im Raum, der Kapitän Remco Evenepoel hatte sich bei einem Verkehrsunfall im Training schwer verletzt und die Wechselgerüchte um den Olympiasieger Evenepoel waren omnipräsent. Vom einst bockstarken Klassikerteam war ohnehin kaum noch was übrig geblieben, die Mannschaft war in den vergangenen Jahren immer mehr auf Evenepoel und dessen GC-Ambitionen ausgerichtet.

Die Vorzeichen für die Saison waren alles andere als perfekt und ob das stets erfolgreiche Team auch 2025 glänzen könne, zogen einige Experten in Zweifel. Doch am Ende des Jahres steht Soudal-QuickStep mit 54 Saisonsiegen da – nur UAE hat mehr.

Schwache Klassiker

Bei den Pflaster-Klassikern war erwartungsgemäß wenig zu holen, bei den hügeligen Rennen fehlte Evenepoel. Zwar konnte er den Pfeil von Brabant bei seinem Comeback gewinnen und fuhr beim Amstel stark, doch beim schweren Lüttich-Bastogne-Lüttich war er chancenlos. Dafür sorgte Sprinter Tim Merlier im ersten Saisondrittel für die nötigen Erfolge und war der beste Sprinter der Welt.

Beim Giro lief es so lala, doch bei der Tour konnte man dann gleich vier Etappen gewinnen! Zwei Mal Merlier, das Zeitfahren holte Evenepoel und am Ventoux siegte Valentin Paret-Peintre. Eine gute Tourbilanz, auch wenn man nach Evenepoels Ausstieg in der Gesamtwertung keine Rolle spielte. Aufmerksamkeit bescherte das „Remco-Drama“ um den Ausstieg natürlich zusätzlich, für die Stimmung im Team schien es eine „jetzt erst recht“-Kraft freizusetzen.

Im letzten Saisondrittel war es der junge Paul Magnier, der von Sieg zu Sieg eilte. So geht das Team am Ende der Saison mit reichlich Siegen und einem guten Jahr 2025 in die Pause. Im kommenden Jahr wird dann einiges anders sein.

Veränderung

Remco Evenepoel verlässt das Team und sein Abgang wird Veränderungen nach sich ziehen. Die Mannschaft war auf den Belgier ausgerichtet, das große gemeinsame Ziel war der Toursieg – doch diesem Traum jagt Evenepoel nun im Red-Bull-Trikot nach. Für Soudal-QuickStep bedeutet sein Abgang einen Neuanfang. Vielleicht wieder auf die Klassiker-Stärken besinnen, gemeinsam als Team an die Erfolge anknüpfen und die Stärken des Kaders nutzen. Budget ist nun frei, das investiert man vor allem in Klassiker-Kompetenz.

Mit Evenepoel verlässt das Aushängeschild und ein Megatalent das Team, doch sein Abgang bedeutet für die Mannschaft auch neue Freiheit. Keine Ausrichtung auf die Ziele des Superstars, Platz und Chancen für die anderen Fahrer im Team. Der Oberhäuptling hat das Team verlassen, nun kann das „Wolfpack“ wieder im Rudel auf Erfolgsjagd gehen. Mit Jurgen Foré hat die Mannschaft einen neuen Teammanager, der eher leise Töne anschlägt, aber genau weiß, auf was es bei einem Radteam ankommt. Man darf gespannt sein, wie sich die Mannschaft 2026 präsentieren wird und ob erneut eine solch erfolgreiche Saison wie 2025 gelingt.