Wilco Kelderman – ein Podium, wie ein Sieg

In den Nachwuchsklassen war Wilco Kelderman absolute Weltspitze. Thüringen-Rundfahrt, Tour of Norway, Tour Alsaca – alles hat Kelderman gewonnen. Beim Super-Rabobobank-Team war er der Kapitän. Konnte alles, war sehr erfolgreich. Er wurde Profi in der Umbruch-Zeit der Rabobank-Equipe, zeigte aber dennoch Leistung. Top-10 bei der Kalifornien-Rundfahrt und der Dauphine. Im Jahr 2014 wurde er dann Siebter beim Giro. Die ganz große Rundfahrer-Karriere schien vorgezeichnet. Doch was folgte, war eine Aneinanderreihung von Sturzpech, Verletzungen und Rückschlägen. Kein Mann der großen Worte oder eines spektakulären Fahrstils, verschwand Kelderman aus dem Blick. Er wechselte 2017 zum Team Sunweb und holte neuen Schwung – verpasste bei der Vuelta 2017 nur knapp das Podium. 
Nun steht er das erste Mal in seiner Karriere auf dem Podium einer Grand Tour. Mit 29 Jahren und vor dem Wechsel zum Team Bora-hansgrohe, wo er wohl eher als Helfer für Emanuel Buchmann geplant ist. Nachdem Kelderman stets vorn mitfuhr, nur wenige Tage vor Ende des Giro das Rosa Trikot eroberte, es aber nur einen Tag vor dem Schlusszeitfahren wieder verlor, könnte man diesen dritten Platz schnell als Niederlage einordnen. Doch damit würde man ihm Unrecht tun. Und seinem Team auch.
Denn Kelderman ist einen nahezu perfekten Giro gefahren. Nichts zu sehen, vom „Bruchpiloten-Wilco“, oder einem taktischen Fehler. Andere Fahrer waren einfach stärker. Vermutlich war er zu keinem Zeitpunkt der stärkste Fahrer im Rennen. Er ist selbst bei seinem eineinhalb-Stunden-TT vom Stelvio ins Etappenziel auf der 18. Etappe nicht komplett eingebrochen. Verhielt sich auf der 20. Etappe clever und lieferte zum Abschluss ein mehr als ordentliches Zeitfahren. Wilco Kelderman ist einer der Gewinner dieses Giro, das sollte nicht im Schatten seines Teamkollegen und des Gesamtsiegers verschwinden.