Profil der 4. Etappe des Giro d'Italia 2022

Der Giro-Tross hat am Ruhetag nach Italien verlegt und nun geht das Rennen in Sizilien weiter. Die Top-GC-Fahrer werden mit einem mulmigen Gefühl in diese Etappe starten. Denn es ist der erste richtige Härtetest bergauf. Auch wenn am Ende zwischen den Top-Favoriten vielleicht nicht die ganz großen Zeitabstände zu erwarten sind, und ganz sicher noch schwerere Berge auf die Fahrer im Verlauf dieses Giro warten, so ist diese Etappe doch eine Art Standortbestimmung. Wer am Ätna der Stärkste ist, muss nicht in drei Wochen in Rosa vom Podium winken, aber wer hier schwächelt, kann einen herben Rückschlag erleiden, der am Ende vielleicht entscheidend ist. Man kann auf dieser Etappe den Giro nicht gewinnen, aber sehr wohl verlieren.

Die Kapitäne können sich nicht verstecken. Auch wenn die Steigung über weitere Strecken nicht supersteil ist, ein mehr als 20 Kilometer langer Berg ist kein Zuckerschlecken. Viele Kapitäne werden lange Zeit Helfer an ihrer Seite haben und vermutlich wird es erst ganz am Schluss kleine Abstände geben. Aber man wird eine Ahnung davon bekommen, wie es um die Bergform der Top-Fahrer bestellt ist.

Dementsprechend nervös werden viele ins Rennen gehen. Denn so ganz genau weiß niemand der Klassementfahrer, wie stark er im Vergleich zu den anderen Favoriten ist. Für manche Teams geht es auch um die Kapitänsrolle in der Mannschaft. Kassiert beispielsweise bei Bora-hansgrohe einer der drei Kapitäne mehr als zwei Minuten Rückstand, dürfte er in die Helferrolle rutschen. Bei anderen Teams ist es ähnlich, wie bei Pello Bilbao und Mikel Landa.

Es ist vielleicht nicht die spannendste Etappe dieses Giro, aber sie wird einige Erkenntnisse liefern. Es ist durchaus möglich, dass es sogar drei Rennen in einem gibt. Eines um den Tagessieg, eines um das Rosa Trikot und das Rennen zwischen den Klassementfahrern. Denn so früh im Rennen würden es sicher einige Teams vorziehen, das Rosa Trikot einem für den Gesamtsieg ungefährlichen Ausreißer zu überlassen, statt die Mannschaft schon in der ersten Woche einspannen zu müssen. Aber auch das muss man abwarten.

Die Strecke

Karte der 4. Etappe des Giro 2022

Nach dem Start in Avola (nur rund 35 Meter üNN) geht es zunächst sechs Kilometer flach gen Westen, danach wird das Terrain wellig und es geht gen Norden. Da kletterstarke Ausreißer durchaus eine Chance haben durchzukommen, könnte es zu Beginn durchaus einen etwas längeren Kampf um die Gruppe des Tages geben. Nach rund 40 Kilometern beginnt eine längere Steigung. Es geht rund 12 Kilometer mit vier Prozent im Schnitt bergauf, sodass man rund 55 Kilometer nach dem Start auf fast 1000 Meter über Null angekommen ist. Es folgt eine längere Abfahrt und ein leicht welliger Abschnitt. In Paterno gibt es die erste, in Biancavilla die zweite Sprintwertung. Anschließend geht es hinauf.

Die Steigung zum Ätna – Etappe 4, Giro 2022

Der Schlussanstieg ist mit 22,8 Kilometern Länge und einer Durchschnittssteigung von 5,9% angegeben. Die ersten Kilometer sind recht gleichmäßig und moderat steil. Erst im Mittelteil wird es nach einer ganz kurzen Bergab-Passage giftig steil. Für rund zweieinhalb Kilometer geht es im Schnitt mit fast 9% hinauf.

IIm oberen Teil ist es wieder moderat steil und das Terrain offen. Hier dürfte der Wind eine Rolle spielen, denn er bläst den Fahrern entgegen. Das macht Attacken schwer, ist aber besonders bitter für die Fahrer, die aus der Favoritengruppe abgehängt sind und allein kämpfen.

Die letzten 3 km schlängelt sich die Strecke auf breiter und gut asphaltierter Straße mit einigen Kurven an Lavafeldern entlang. Auf dem letzten Kilometer gibt es eine kurze Bergab-Passage, ehe es zum Ziel wieder 200 Meter mit 3% bergan geht.

Die Favoriten

Ein kletterstarker Ausreißer hat durchaus die Chance, durchzukommen und vielleicht sogar Rosa zu übernehmen. Im Jahr 2018 siegte Ausreißer Jan Polanc. Auch als der Giro zuletzt 2020 Station am Ätna machte, siegte mit Jonathan Klever Caicedo ein Ausreißer. Im Jahr 2018 allerdings holte sich Simon Yates das Rosa Trikot, als er hinter seinem Teamkollegen Esteban Chaves über die Linie rollte.

Fahrern wie Rein Taaramäe, Jan Hirt, David de la Cruz, Joe Dombrowski, Lorenzo Fortunato oder auch Rémy Rochas ist es durchaus zuzutrauen, an solch einem Tag mit einem Fluchtversuch das Rosa Trikot angreifen zu wollen. Doch die Abstände in der Gesamtwertung sind nach drei Renntagen noch recht gering und es gibt sicher noch weitere Fahrer, die dazu in der Lage wären. Ein Fahrer wie Jefferson Alexander Cepeda wäre auch ein Kandidat für die Gruppe des Tages. Ebenso Matthew Holmes oder Merhawi Kudus.

Schaut man auf die Gruppe der Favoriten auf den Gesamtsieg, ist Simon Yates wohl der Favorit. Er ist explosiv genug, um sich am Ende aus einer Gruppe durchzusetzen und befindet sich augenscheinlich in herausragender Verfassung.

***** –
**** Simon Yates
*** Miguel Angel Lopez, Richard Carapaz
** Wilco Kelderman, Pello Bilbao, David de la Cruz, Santiago Buitrago
* Lorenzo Fortunato, Rémy Rochas, Romain Bardet, Joao Almeida, Jonathan Klever Caicedo

Start: 12:20 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr


Profil der 17. Etappe des Giro 2022

Bild 2 von 6