Ben O'Connor – Etappensieg bei der Katalonien-Rundfahrt 2022

Für das französische Team AG2R Citroën war es keine überragende, aber auch keine schlechte Saison. Am Ende stehen 11 Siege zu Buche, einer weniger als 2021. Doch während man in der Vorsaison noch bei allen Grand Tours eine Etappe gewinnen konnte, gelang dies in diesem Jahr nur bei der Tour de France. Der Etappensieg von Bob Jungels beim größten Rennen des Jahres war aber ganz sicher der wichtigste Erfolg der Saison.

Doch man darf nicht nur auf die Zahl der Siege schauen, bewertet man die Leistungen einer Mannschaft wie AG2R Citroën. Denn neben den Erfolgen, zu denen auch der tolle Sieg von Benoît Cosnefroy beim WorldTour-Eintagesrennen in Québec zählt, gab es eine ganze Reihe guter Ergebnisse. Beispielsweise Rang drei beim wichtigen Critérium du Dauphiné durch Ben O’Connor. Oder der zweite Platz von Benoît Cosnefroy beim Amstel Gold Race, wo er nur um Millimeter den Sieg verpasste.
Greg van Avermaet wurde beim Klassikerauftakt (Omloop Het Nieuwsblad) Dritter. Oli Naesen Zweiter bei den Vier Tagen von Dünkirchen, Cosnefroy zudem noch Fünfter bei Tre Valli Varesine und Zweiter beim Pfeil von Brabant, auch Marc Sarreau und Clément Venturini setzten Ausrufezeichen.

Doch kein Team steht durch Zufall auf Rang 15 im UCI-Jahresranking. Es gab zwar gute Rennen und einige gute Resultate, aber zur absoluten Spitze fehlte es eben zu oft. Beispielsweise ist Gesamtrang 11 von Bob Jungels bei der Tour de France beachtlich, auch die Ergebnisse von O’Connor bei den Etappenrennen sind sehr ordentlich – Achter bei der Vuelta, Dritter Dauphine, Fünfter Romandie, Sechster Katalonien, Siebter Ruta del Sol. Die Saisons der Klassikerspezialisten Oli Naesen und Greg van Avermaet waren ebenso solide, aber sie hatten schon deutlich besser Ergebnisse bei den großen Klassikern. Es lief zwar oft ok, aber eben nicht perfekt – das bedeutet Mittelmaß im Profiradsport. Zudem musste man beim Coupe de France Total Energies den Vortritt lassen.

Zukunftsorientiert

Wo geht es in Zukunft weiter, für das traditionsreiche französische Team? Mit Citroën hat man einen wichtigen Partner an der Seite, konnte sich aus der ökonomisch schwierigen Phase offenbar befreien. Der Kader für die Saison 2023 wird nicht groß umgebaut. Zwar verlassen mit Bob Jungels, Lilian Calmejane, Clément Champoussin starke Fahrer, doch man weiter reichlich Potenzial im Kader. Die Kapitäne Ben O’Connor, Oliver Naesen, Benoît Cosnefroy sind im besten Radfahreralter. Routinier Greg van Avermaet sollte man mit all seiner Erfahrung auch nicht unterschätzen.

Dazu stehen einige Talente vor dem Sprung in die Weltspitze – wie beispielsweise Klassikertalent Stan Dewulf. Der inzwischen 26-jährige Aurélien Paret-Peintre hat zu Beginn der Saison gezeigt, dass er gesund und in guter Form ebenfalls reichlich Potenzial besitzt, dass es vielleicht künftig noch mehr in Ergebnisse ummünzen kann. Sein jüngerer Bruder Valentin hatte 2022 als Neo Schwierigkeiten, aber auch er besitzt reichlich Talent, vielleicht sogar etwas mehr, als sein Bruder. Dazu kommen mit Alex Baudin, Pierre Gautherat und vor allem Bastien Tronchon drei starke junge Talente ins Team.

Ob die Saison 2023 erfolgreich wird, dürfte wohl erneut an den gestandenen Kapitänen hängen. Doch man setzt auch weiter auf junge Talente, die mittelfristig den Durchbruch schaffen können und die aktuelle erste Reihe ersetzen können. Teamchef Vincent Lavenu gelingt so eine Kontinuität, doch die Ziele für die Zukunft steckt man aber sicher höher, als Rang 15 im Teamranking.
Für die Eintagesrennen ist man ohnehin gut aufgestellt, der Parcours der Tour dürfte Ben O’Connor gefallen – man darf gespannt sein, was der französischen Mannschaft 2023 gelingt.


Die Saisonbilanzen der anderen Mannschaften sind hier gesammelt.