Nach dem ersten Blick aufs Profil sortiert man diese sechste Etappe schnell als nächste Sprint-Chance ein. Der einzige lange Berg des Tages ist weit vor dem Ziel, das Finale flach und wie gemacht für einen Sprint. Doch es besteht durchaus die Chance, dass vielleicht ein Ausreißer jubelt. Denn am Mittwoch waren einige Fahrer gestürzt, werden nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sein. Setzt sich früh eine größere Gruppe ab, die dem Rosa Trikot nicht gefährlich werden kann, wird das Team DSM diese nur auf Distanz halten und die Sprinterteams müssen selbst die Lücke schließen. Trek-Segafredo, Alpecin-Deceuninck und Jayco-Alula können in Gemeinschaftsarbeit selbst eine starke Gruppe kontrollieren und zurückholen, doch will ein Team die Helfer nach den Stürzen vielleicht lieber schonen, kann es schon eng werden. Nur Trek-Segafredo hat von diesen drei Teams noch keinen Sieg. Das Wetter soll zudem erneut eher bescheiden sein.

Dennoch, gerade für Teams wie Jayco-Alula, mit Michael Matthews in den eigenen Reihen, ist dies eine gute Chance. Mads Pedersen ebenso. So stark wie Kaden Groves bei diesem Giro bislang klettert, ist dies auch für ihn eine Chance. Alle drei haben die Möglichkeit reichlich Punkte im Kampf um das Ciclamino gutzumachen, denn Jonathan Milan wird man mit schnellem Tempo am langen Berg sicher in Schwierigkeiten bringen können. Es könnte also sein, dass sich die Teams der bergfesteren Sprinter zusammentun und am Berg schnell fahren, die anderen Sprinter abhängen und dann gemeinsam bis zum Ziel Tempo fahren. Sofern die Helfer stark genug sind.

Im Kampf um Rosa ist dies normalerweise kein entscheidender Tag, doch man hat am Mittwoch gesehen, wie schnell auf regennassen Straßen Stürze passieren können. Dass ein Team am ersten Berg ein horrendes Tempo anschlägt, um den am Mittwoch gestürzten Remco Evenepoel abzuschütteln, ist eher nicht zu erwarten. Ist der Weltmeister derart angeschlagen, dass er an diesem Berg Probleme bekommt, wird er vermutlich am Freitag einen Riesenrückstand kassieren. Die GC-Fahrer wollen diesen Tag, der vermutlich erneut vom schlechten Wetter geprägt wird, bestmöglich überstehen. Im Finale drohen eventuell Windstaffeln – sollte es windig sein, wird es dort ganz sicher stressig.

Es ist eine Etappe, die nach den Geschehnissen der vergangenen Tage schwer vorherzusehen ist. Das wahrscheinlichste Szenario ist ein erneuter Massensprint, wo vielleicht ein paar endschnelle Männer wegen des Berges fehlen. Nach all dem Stress am Mittwoch wünschen sich sicher einige Fahrer, dass es ein kontrolliertes Rennen gibt.

Die Strecke

Start und Ziel der Etappe sind in Neapel – der Parcours beschreibt eine Schleife gen Süden, auch um den Vesuv. Die ersten 40 Kilometer sind nur wenig wellig, doch dann beginnt der erste lange Anstieg. Fast 10 Kilometer geht es mit 6% im Schnitt hinauf. Nach einer kurzen Abfahrt geht es wieder bergan – noch einmal rund drei Kilometer fünf Prozent.

Anschließend geht es etwa 12 Kilometer bergab zur Küste. Die folgenden 30 Kilometer sind wellig, es geht dann noch einmal hinauf bis auf 460 Meter über Meeresspiegel. Etwa 66 Kilometer vor dem Ende ist der letzte längere Anstieg des Tages geschafft und es geht nach einer Abfahrt nur noch leicht wellig nach Castellammare di Stabia. Die letzten rund 30 Kilometer sind dann komplett flach.

Es geht im Finale entlang der Küste, über windanfälliges Terrain. Aktuell ist nur mäßiger Wind angesagt, sollte dieser aber doch stärker blasen, drohen Windstaffeln und es könnte sehr hektisch werden.

Die Anfahrt zum Ziel ist wenig kompliziert. Es gibt zwar auf den letzten drei Kilometern einige Kurven, aber diese sollten eigentlich kein großes Problem darstellen.

Sprintwertungen:
km 34.4 Sant’Antonio Abate
km 107.8 Sorrento

Bergwertungen:
km 48.8 – Valico di Chiunzi – m 683 (2. Kat)
km 95.9 – Picco Sant’Angelo – m 469 (3. Kat)

Die Favoriten

Wie oben bereits beschrieben – für die etwas bergfesteren Sprinter ist dies eine gute Chance, den Sieg unter sich auszumachen. Michael Matthews, Mads Pedersen, Kaden Groves – sie scheinen bergauf sehr stark zu sein, zumindest im Vergleich zu den anderen Sprintern.

Für eine Fluchtgruppe kommen viele Fahrer in Frage. Ab Rang 50 in der Gesamtwertung haben alle Fahrer mehr als 10 Minuten Rückstand. Selbst Fahrer wie Bauke Mollema oder Luis Leon Sanchez sind bereits mehr als sieben Minuten zurück und keine Gefahr für Rosa. Sollte sich tatsächlich eine sehr große Gruppe formieren, darf man sicher auch Fahrer wie Marco Frigo, Ben Healy, Lorenzo Rota oder Stefano Oldani auf dem Zettel haben. Die Teams Corratec-Selle Italia, EOLO-Kometa und Green Project-Bardiani CSF-Faizanè werden ohnehin versuchen, offensiv zu agieren und in der Gruppe des Tages zu sein.

Es wird sich wohl spätestens am langen Anstieg zeigen, welchen Verlauf das Rennen nimmt. Kommt doch etwas mehr Wind auf als bislang angekündigt, könnte es ein hektisches Finale werden!

***** Mads Pedersen
**** Kaden Groves
*** Michael Matthews, Jonathan Milan
** Magnus Cort, Fernando Gaviria, Pascal Ackermann
* Cavendish, Consonni, Stewart, Kanter, Albanese, Mayrhofer, Pasqualon, Marit

Start: 12:55 Uhr
Ziel: ~17:15 Uhr


Profil Etappe 21

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