Richard Carapaz – Mr. Attacke! 

Richard Carapaz

Gäbe es das Radsport-Unwort des Jahres, der Spruch „moderner Radsport“ hätte gute Chancen auf eine vordere Platzierung. Mal steht es preisend für die Technik-Tüfteleien der Teams, dann wieder abwertend für die defensive watt-orientierte Fahrweise einiger Stars. Die absolute Kontrolle des Jumbo-Visma-Teams ist mal positiv aufgeladen, mal negativ. Richard Carapaz hingegen kommt damit wenig in Berührung. Zumindest was seine Taktik betrifft. Alte Schule, mag man sagen, konnte man sich früher an Alberto Contador ergötzen. Richard Carapaz attackiert, wenn er die Chance sieht. Er bringt Würze in die Rennen und war damit beim Giro 2019 erfolgreich. Bei der Vuelta war es wieder sehr oft ihm zu verdanken, dass es ein sehr unterhaltsames Rennen wurde. Attacke, wann immer es geht. Bis zum Schluss. 
Medial längst nicht so präsent wie andere Grand-Tour-Sieger, blieb er trotz starker Rennen, wie Rang 4 beim Giro 2018, lange im Schatten. Diese Zeit ist vorbei. Er gehört zu den besten Rundfahrern der Welt und scheint sich immer weiter zu verbessern. Dass er auch nach Niederlagen stets fair der Konkurrenz gratuliert, wird ihm weitere Sympathiepunkte einbringen. Sein offensiver Fahrstil sowieso.  Man darf gespannt sein, zu welchen Grand Tours sein Ineos-Team ihn 2021 schicken wird. Gibt es eine normale Saison, wäre das Tour-Vuelta-Doppel sicher eine interessante Option.