Max entgeht dem Hype

Schaut man sich den Stellenwert der Rundfahrten im Profiradsport an, sind die drei Grand Tours das Top-Level. Anspruch, Strahlkraft, Härte – Giro, Tour und Vuelta sind eine eigene Liga. Aber darunter, jenseits der dreiwöchigen Rundfahrten gibt es eine ganze Reihe von Etappenrennen. Prestigeträchtig, hart, voll umkämpft. Hier ist Paris-Nizza das Maß der Dinge.

Maximilian Schachmann hat Paris-Nizza nun als Titelverteidiger gewonnen. Er hat eine herausragende Leistung gezeigt, die nicht weniger Wert gewesen wäre, wäre er hinter Roglic Zweiter geworden. Schachmann hat damit nachdrücklich bewiesen, dass er zur Weltspitze gehört.

Anerkennung

Normalerweise setzt eine solche Leistung einen Prozess in Gang, der neben der verdienten Anerkennung auch für Wirbel sorgt. Schnell wird in den Statistiken gekramt, wer denn nach seinem Sieg bei Paris-Nizza auch das große Schwester-Rennen durch Frankreich gewann. „Kann XY auch drei Wochen?“ – ist die logische Frage an den Paris-Nizza Sieger. An den Doppelsieger erst recht.

Nicht so bei Schachmann. Schon 2020 nicht, als der Abbruch des Rennens und die Pandemie seine herausragende Leistung medial überdeckte. Manche Sportreporter der Massenmedien hatten bei der Tour im Spätsommer das Frühjahr und Schachmanns Leistung fast komplett vergessen, sahen nur den zweiten Teil der Saison, der für Schachmann bitter lief.
In diesem Jahr ist es ähnlich. Da überstrahlt das große Pech des Primoz Roglic die Leistung von Schachmann. Alles ganz normal, so ist das eben, im Sport.

Das mag sich für Schachmann selbst ein wenig komisch anfühlen, vielleicht auch nach zu geringer Wertschätzung. Doch das kann auch ein Vorteil sein. Denn er entgeht einem Hype, der neben Anerkennung auch viel Druck bedeutet.

Im Team Bora-hansgrohe hingegen wird die Wertschätzung enorm sein. Er hat nicht nur für einen wichtigen Sieg gesorgt, sondern mit dem ersten Saisonerfolg des Teams auch den Druck vom Rest des Teams genommen. Das ist für ihn sicher mehr Wert, als Jubel in der Presse.