Platz 2 – Paris-Roubaix 2016 

Die Pflasterschlacht in der Hölle des Nordens übt ohnehin eine besondere Faszination aus. In diesem Jahr wurde das Rennen vom Start weg live übertragen und die Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Die Fahrer legten los wie die Feuerwehr. Immer wieder wurde attackiert und viele Teams versuchten einen Fahrer in der Ausreißergruppe zu platzieren, doch es konnte sich zunächst keine Gruppe lösen.

Obwohl sich dann doch irgendwann eine Fluchtgruppe gebildet hatte, blieb das Rennen hektisch. Bereits mehr als 110 Kilometer vor dem Ziel fiel eine Vorentscheidung. Das Feld war nach einem Sturz in mehrere Gruppen zerfallen. Peter Sagan und Fabian Cancellara waren in der ersten Verfolgergruppe und nicht bei den anderen Favoriten. Dort spannte sich Tony Martin vor die Gruppe und hielt das Tempo für Kapitän Boonen hoch.

Der Abstand zwischen den beiden Gruppen blieb gering, weil Cancellaras Helfer in der Verfolgergruppe ordentlich rackerten und vorn die Tempomaschine Martin die Kette an der Belastungsgrenze hielt. Auch nach dem Wald von Arenberg lieferten sich die Favoriten eine Helferschlacht. Die Gruppe mit Boonen und Vanmarcke war nur 50 Sekunden vor Sagan und Cancellara. So sah es lange danach aus, dass sie doch noch einmal aufschließen können, wie auch John Degenkolb analysierte

Doch dann stürzte Cancellara im Sektor Mons en Pevele. Sagan konnte zwar artistisch ausweichen, doch die Chance auf den Anschluss nach vorn war vertan.
 

Doch auch ohne Cancellara und Sagan war das Finale ein Radsport-Leckerbissen. Das Rennen war derart hart, dass bei allen Fahrern die Tanknadel in den roten Bereich zeigte. Die Gruppe um Boonen und Vanmarcke hatte die Fluchtgruppe weit vor dem Ziel eingeholt und schmolz mit jeden Pave-Stück zusammen. Auch Marcel Sieberg blieb lange vorn dabei, zeigte ein sehr starkes Rennen und wurde Siebter (zum Interview mit Marcel Sieberg im Ziel in Roubaix). 

Am Ende kämpften noch Hayman, Boonen, Boasson Hagen, Stannard, Haussler und Vamarcke um den Sieg – alle von den Strapazen gezeichnet, komplett leer. Angriffe und Konterattacken wurden bei allen nur noch vom Kopf gesteuert, der Körper versuchte zu folgen. Attacken. Konter. Sattelspitze, alle.

Boonen versuchte es, Hayman konterte. Hayman attackierte, Boonen schloss auf der letzten Rille das Loch. Vanmarcke kam noch einmal heran. Wie Gladiatoren werden sie im Velodrom von Roubaix empfangen. Aus dem immer lauter werdenden Grollen der Zuschauen wird ein atemberaubendes Donnern, als die Helden auf die Radrennbahn einbiegen. 

Hayman zieht an, Boonen kommt nicht mehr vorbei. Das spektakuläre Ende eines denkwürdigen Rennens – wie passend.


Best of – Paris-Roubaix 2016 von tourdefrance